Endlich ist es geschafft: Man hat einen Schritt auf der Karriereleiter gemacht und ist plötzlich nicht mehr oder nicht mehr ausschließlich für die Texterstellung zuständig, stattdessen darf man fortan die Texte seiner Kollegen redigieren. Was sich für viele Texter zunächst nach einer tollen Aufgabe anhört, kann schnell große Schwierigkeiten mit sich bringen.
Beim Redigieren lauern mehrere Stolpersteine, die es zu kennen gilt. Ansonsten kann die neue Aufgabe schnell zur großen Enttäuschung werden oder sogar noch größere Probleme nach sich ziehen. So manche Person hat die Aufgabe schon den Job gekostet. Nachfolgend werden die größten Risiken kurz erläutert.
Geringe Produktivität: Besonders Neulinge verlieren beim Redigieren ungemein viel Zeit, weil sie gedanklich zu tief in die Texte eindringen. Als Folge kann es passieren, dass sie ihr Tagespensum nicht schaffen oder unbezahlte Überstunden leisten müssen.
Streit mit Kollegen: Autoren und Redakteure, mit denen man einst gut befreundet war, sind zu Feinden geworden. Wer das Handwerk des Redigierens nicht versteht, kann sich im Handumdrehen unbeliebt machen.
Eine Frage der Betrachtungsweise
Damit derartige Schwierigkeiten nicht eintreten, gilt es, sich bewusst zu machen: Redigieren bedeutet nicht, sich in die Rolle des Oberlehrers zu begeben. Stattdessen empfiehlt es sich zu schauen, wo ein Eingreifen erforderlich ist. Zugleich gilt es, Potentiale und Talente zu erkennen, um sie zu fördern. Die folgenden drei Tipps sollen verdeutlichen, wo typische Fehler gemacht werden und wie man sie vermeidet.
Nur dort korrigieren, wo es erforderlich ist: In der Anfangszeit neigen ehemalige Texter beim Redigieren dazu, solche Textstellen als Fehler anzukreiden, die gar keine sind. Ein klassisches Beispiel ist das Ändern von Formulierungen, weil man darin eine Verbesserung sieht. Sofern Texte von erfahrenen Autoren stammen, ist solch eine Vorgehensweise unangebracht, weil die Änderungen einen persönlichen und unnötigen Eingriff in das Werk des Autors darstellen.
Mit der richtigen Intensität eintauchen: Wie schon angedeutet wurde, tauchen einige Personen zu sehr in die Texte ihrer Kollegen ein. Solch eine Vorgehensweise kostet jedoch ungemein viel Zeit – Zeit, die häufig nicht vorhanden ist. Andererseits wäre es falsch, Texte nur oberflächlich zu lesen oder gar zu überfliegen. Dann könnte es nämlich passieren, dass entscheidende Fehler übersehen werden. Die wirkliche Kunst des Redigierens besteht darin, genau dieses Aufgabe zu meistern, d. h. sich einem Text mit dem richtigen Fokus und der passenden Intensität zu widmen. Aber keine Angst: Auch Profis haben viel Zeit benötigt, um dieses Handwerk zu beherrschen.
Richtig Feedback geben: Gerade am Anfang neigen Personen dazu, sehr kritisches Feedback zu geben. Doch anstatt die Kollegen zu fördern, kann ein solches Feedback eher abwehrende Reaktionen hervorrufen. Umso wichtiger ist es daher, nicht ausschließlich Fehler anzukreiden, sondern bewusst konstruktiv vorzugehen. Andererseits darf man auch nicht weggesehen. Gerade bei Profis, die sich einen Ruf erarbeitet haben, traut sich der Redigierende nicht immer, Fehler anzukreiden, obwohl es angebracht wäre.